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geschlechtsneutrale_sprache

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Geschlechtsneutrale Sprache

Hier geht es um das, was meist mit „gendern“ oder „entgendern“ gemeint ist. Andere Aspekte von geschlechtsneutraler Sprache gibt es in diesen Artikeln:

Die Wiedergabe durch verschiedene Text-to-Speech-Software wird hier gesammelt:

Ziele und Ansprüche

Das Grundziel ist:

  • Alternativen zu den als männlich und weiblich wahrgenommenen Formen von Nomen/Hauptwörtern, um nichtbinäre Personen einzuschließen.
    • Also zum Beispiel Alternativen zu Verkäufer, Verkäuferin, Verkäufer/-in und VerkäuferIn.

Weitere Ansprüche können sich aber mitunter in die Quere kommen:

  • Bemerkbarkeit: Viele nichtbinäre Menschen möchten, dass gän die Form nicht einfach ignorieren kann. Eine häufige Forderung ist, sie solle „den Lesefluss stören“, um zum Nachdenken anzuregen.
  • Möglichst wenige Barrieren:
    • Viele der hier präsentierten Vorschläge machen es für Menschen mit verschiedenen Behinderungen, Lernschwierigkeiten und Neurodivergenzen schwieriger oder unmöglich, einen Text zu lesen und zu verstehen. Das betrifft vor allem die Formen, die verwirren, innehalten lassen oder eben den Lesefluss stören.
    • Wer statt dem Bildschirm oder ergänzend dazu Sprachausgabe verwendet, um Texte zu lesen, ist bei Satz- und Sonderzeichen mitten im Wort darauf angewiesen, wie dieses Programm sie vorliest. (Bei der Verwendung einer Braillezeile treten diese Probleme nicht unbedingt auf1), dafür möglicherweise andere.)

Indefinitpronomen

Im Deutschen gibt es das Indefinitpronomen „man“. Sprachgeschichtlich gesehen ist „man“ ein althochdeutsches Substantiv, welches neuhochdeutsch „Mensch, Mann“ bedeutet. Das althochdeutsche Wort für „Mann“ (nhd.) ist „wer“, sowie für „Frau“ (nhd.) „frouwe“ (ahd.). Ob „man“ (ahd.) für „Mensch“ (nhd.) ohne männliche Konnotation verwendet wurde ist nicht mehr festzustellen. Bei „man“ (ahd.) fand eine Bedeutungsverengung zu „Mann“ (nhd.) statt. Das althochdeutsche Wort „wer“ verschwand. Im Neuhochdeutschen nimmt „Mensch“ jetzt den Platz für das Althochdeutsche „man“ ein.

„man Indef.pron. ‘irgend jemand, manche oder alle Menschen’, ahd. (8. Jh.), mhd. asächs. mnd. man, mnl. nl. men, aengl. man entwickelt sich aus dem unter ↗Mann (s. d.) behandelten Substantiv in dessen alter Bedeutung ‘Mann, Mensch’, die im Ahd. meist, im Mhd. gelegentlich noch durchzufühlen ist. Die obliquen Kasus werden (vom Frühnhd. an) vom Indefinitpronomen ein (hervorgegangen aus ↗ein Num., s. d.) gestellt.“ - Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache 2)

„man“ in der neuhochdeutschen Deklination ist Nominativ. Im Genitiv, Dativ und Akkusativ wird das Indefinitpronomen „ein“ verwendet. 3)

Im Neuhochdeutschen ist der Gleichklang zwischen dem Substantiv „Mann“ und dem Indefinitpronomen „man“ problematisch, da durch den Gleichklang bei Hörenden und somit auch Lesenden automatisch die Bedeutungsebenen vermischt werden. Die feministische Sprachkritik entwickelte das Generalpronomen „frau“, welches aber auch nicht geschlechtsneutral ist. Ein paar geschlechtsneutrale vorgeschlagene Alternativen sind:

  • 4)gän“, jenes von dem Wort „Generell“ abgeleitet wird. Dieses Pronomen soll mit dem Indefinitiven Genus konjugiert werden. Beispielsweise „Gän soll auch denen helfen, die einim noch nie geholfen haben.“ und „Gän soll nimse FreundNinnen schätzen“.
  • mensch“, was eine inklusive Bedeutung hat aber nach dem Duden grammatikalisch maskulin ist. Der Duden führt aber zusätzlich noch die selten verwendete Form „Mensch, das“ im neutrum, welche aber landschaftlich abwertend verwendet wird. 5)
  • eins

Das De-Le-System

Das De-Le-System ist ein Vorschlag, die deutsche Sprache um leicht aussprechbare geschlechtsneutrale Wörter zu erweitern. Dafür werden neue Substantive mit der Endung -ir eingeführt, wobei als neuer Artikel de (statt der/die) und als neues Pronomen le (statt er/sie) verwendet wird:

  • de Lehrir
  • de Schülir
  • de Kollegir
  • de Studentir
  • de Freundir
  • le

Die neuen geschlechtsneutralen Formen bilden neben dem Maskulinum, dem Femininum und dem Neutrum ein viertes Genus, das den Namen Utrum trägt. Die folgenden Beispiele zeigen, wie man die neuen Utrum-Formen in den verschiedenen grammatikalischen Fällen deklinieren kann:

  • De Lehrir gibt der Schülir das Buch.
  • Le gibt lir das Buch.
  • Das Buch meines Lehrirs ist interessant.
  • Kennst Du schon meinen Freundir Kim und leinen Kollegir Andrea?

Mehr Infos gibt es auf der Webseite des De-Le-Systems.

Die SYLVAIN-Konventionen

Bei den SYLVAIN-Konventionen wird das Indefenitivum zu den üblichen drei grammatikalischen Geschlechtern hinzugefügt. 6)

Für nichtbinäre Leute oder für Menschen, von denen das Gender unbekannt ist, gibt es folgende Wortendungen:

  • din Studentnin
  • meinin bestin Freundnin
  • einin gutin Lesernin

Die Mehrzahl wird ähnlich wie das Femininum gebildet.

  • die Lehrerninnen
  • die Schülerninnen

Zur Inklusion aller Gender wird das Binnen-N vorgestellt.

  • die ArbeiterNinnen
  • die FreundNinnen

Gän kann sich hier mehr über die SYLVAIN-Konventionen und das geschlechtsneutrale Personalpronomen „nin“ informieren.

ey

Aus dem Pronomen ey können weitere Wortarten abgeleitet werden:

bestimmter Artikel
Nom dey Das ist dey Autor_in.
Gen deys Die Katze deys bekannten Autor_in.
Dat demm Wir schreiben demm Autor_in.
Akk demm Wir laden demm Autor_in ein.

(Demonstrativ- und Relativpronomen entsprechend)

unbestimmter Artikel
N eyn Eyn bekanntey Autor_in erzählt.
G eineys Das ist ein Buch eineys bekannten Autor_in.
D eym Wir schreiben eym beliebten Autor_in.
A eym Wir suchen eym Autor_in für unser Blog.

(Das starke Adjektiv mit -ey im Nom. Sing. (wie im obigen Beispiel), ansonsten entsprechend, das schwache wie üblich mit -e im Nom. Sing. und -en im Übrigen.)

sir

Aus dem Pronomen sir können weitere Wortarten abgeleitet werden:

bestimmter Artikel
Nom dir Das ist dir Autor_in.
Gen dirs Die Katze dirs bekannten Autor_in.
Dat derm Wir schreiben derm Autor_in.
Akk din Wir laden din Autor_in ein.
unbestimmter Artikel
N einsir Einsir Autor_in erzählt.
G einers Das ist ein Buch einers bekannten Autor_in.
D einerm Wir schreiben einerm beliebten Autor_in.
A einsin Wir suchen einsin Autor_in für unser Blog.

(Nom. und Akk. mit den vollen Pronomenformen, weil sich -e und -er bzw. -e und -en nicht mischen lassen.) (Das starke Adjektiv geht entsprechend, das schwache wie üblich mit -e im Nom. Sing. und -en im Übrigen.)

Beispiel:

  • Liebsir Sascha, könntest du bitte deinerm netten Nibling meinen Dank ausrichten?

Sternchen, Unterstrich, Satzzeichen

Ausgesprochen als kurze Pause oder Knacklaut.

In der bekanntesten Version wird das Zeichen zwischen die „maskuline“ und die „feminine“ Endung gesetzt:

  • mein_e beste_r Freund_in
  • mein*e beste*r Freund*in
  • mein:e beste:r Freund:in

In einer anderen Variante nach dem Stamm - oder realistischerweise an der nächstbesten Stelle, die nichts mit männlichen/weiblichen Formen zu tun hat, sich aber ok aussprechen lässt:

  • mei_ne bes_ter Freun_din
  • mei*ne bes*ter Freun*din
  • mei:ne bes:ter Freun:din

Oder an ganz zufälligen Stellen:

  • mei_ne best_er Freundi_n
  • mei*ne best*er Freundi*n
  • mei:ne best:er Freundi:n

Es kann durchgehend eines der Zeichen verwendet werden oder mehrere vermischt.

Auch ' und ° kommen manchmal vor:

  • mein'e beste'r Freund'in
  • mein°e beste°r Freund°in

Der Nachteil dieser Formen ist, dass sie bei der Verwendung von Screenreadern unter Umständen Probleme machen. Hier wird gesammelt, wie verschiedene Text-to-Speech-Programme diese Lösungen wiedergeben.

Vii

Basierend auf den Pronomem vii/ vis/ viiv/ vii lassen sich auch Artikel und Personalendungen bilden. 7) Ebenso wurde ein passender Plural entwickelt, sodass theoretisch die gesamte deutsche Sprache damit ausgedrückt werden könnte.

Kasus Singular Plural
Nom vii viis
Gen vis visis
Dat viiv viivs
Akk vii viis

Personalendungen sind dabei identisch mit den Pronomen selbst, bestimmten Artikeln wird ein „d“ vorgesetzt. Relativpronomen sind gleich den Artikeln bzw. dem Wort „welch-“ mit der dem Kasus entsprechenden Personalendung. Also welchvii(N), welchviiv(D), welchvii(A) im Singular und welchviis(N), welchviivs(D) und welchviis(A) im Plural.

Aus Übereifer wurden dabei ebenfalls Artikel für den Plural entworfen, auch wenn diese eigentlich nicht nötig sind, da Pluralartikel bereits geschlechtsunspezifisch sind. Der Vollständingkeit und Einheitlichkeit halber wurden diese dann aber bisher beibehalten.

Anzumerken ist, das bei diesem Konzept das „er“ am Ende eines Wortes ersetzt wird, anstatt die neutrale Endung hinten anzuhängen, um zu vermeiden, das vermeintlich neutrale Begrife noch einen männlichen Stamm enthalten.

Fahrer wird also nicht zu Fahrervii sonder direkt zu Fahrvii. Mitarbeiterin nicht zu Mitarbeitervii, sondern zu Mitarbeitvii.

Beispiele

Wir bekommen heute einvii neuvii Teamleitvii.

Aufgabe einvis Lehrvis ist es, viis Schülviis das Lernen angenehm zu gestalten.

Die Leistung dvisis Spielvisis war einfach überragend. Kein Wunder, das viis so hoch gewonnen haben.

Ist das nicht dvii Kollegvii, dvii du einarbeiten sollst?

Meinviiv Geschwistviiv ist es wichtig, dass vii immer pünktlich ist.

Ich mag dvii einvii Mitbewohnvii von dir. Dvii, welchvii immer von vis Hund erzählt.

Das Lob gehört ausschließlich dviivs Wissenschaftviivs, welchviivs das Heilmittel entwickelt haben.

X

Ausgesprochen als iks.8)

  • meinx bestx Freundx

(oder zum Beispiel Befreunx damit es nicht vom Maskulinum abgeleitet wird.)

Oder geschrieben als -iks.

  • meiniks bestiks Freundiks

-lon

Das Verb, das zu einem Nomen dazupasst, wird mit -lon kombiniert.9)

zum Beispiel:

  • Leser_in > lesen > Leslon
  • Verkäufer_in > verkaufen > Verkauflon

-an

  • Studentan anstatt Student*in 10)

-j

  • du bist mein bestej

Freund*/Freundlon/Freundi/Freundan

  • dier ist ein tollej Spek
  • Liebej Alex,
  • hän ist so ein coolej

11)

Endung mit -el

Man kann Substantive geschlechtsneutral machen, indem man statt dem femininen -in ein -el ans Wort hängt.

Beispiel:

Schüler/Schülerin → Schülerel Bürger/Bürgerin → Bürgerel

Bei Wörtern, bei dem sich der Wortstamm beim Hinzufügen des femininen Suffixes ändert (wie Arzt → Ärztin, Prinz → Prinzessin), kann man sich aussuchen, wie man verfährt.

Arzt/Ärztin → Arztel/Ärztel Prinz/Prinzessin → Prinzel/Prinzessel

Solche Wörter werden mit dem Artikel das verwendet, außerdem bleibt der Plural gleich.

Das Lehrerel unterrichtet die Schülerel. (außer natürlich im Dativ: Das Lehrerel gibt den Schülereln ihre Hausaufgaben.)

Ähnlich funktioniert das von Luise Pusch vorgeschlagene Suffix -il; als Plural kann dann -ille dienen (Das Lehreril unterrichtet die Schülerille. Das Lehreril gibt den Schülerillen ihre Hausaufgaben.). Das Suffix -il ist speziell für nichtbinäre Personen gedacht, nicht als generische Form, die für alle Menschen passen würde.

Kurzformen und Nonsenswörter

12) Relativ bekannte Kurzformen auf -i, als Artikel di:er, d*, dx oder ähnliches:

  • der_die Studi, dix Touri

Neue Wörter nach dem selben Muster mit -i:

  • dier Mitbewohni, der*die Kollegi

-i oder ähnliche Endungen, mit „das“ als Artikel um die komplizierteren Formen zu vermeiden:

  • mein bestes Freundi
  • mein liebes Mitbewohnsi
  • das genervte Studi
  • das Touri sucht seinen Stadtplan

-mensch, -menschi, -person, -wesen verwenden:

  • das Postmenschi
  • meine LiebhabPerson
  • der liebe Katzenbetreu-Mensch
  • das Postbotwesen (oder - wenn bekannt oder deutlicher Kontext - auf eine Silbe zusammengezogen: „Postbotwe'n“)

Oder einfach irgendwelche Wörter, die man süß findet.

  • Ich will Fotografierflausch werden.

Strategien für Berufsbezeichnungen

  • Berufsbezeichnungen auf -er(in): -kraft

Lackierer(in): Lackierkraft

Mechaniker(in): Mechanikkraft

ggf. unterbleibt die Umlautung: Glasbläser(in): Glasblaskraft

  • manchmal idiomatischer mit -ungskraft

Gestalter(in) für visuelles Marketing: Gestaltungskraft für visuelles Marketing

Gebäudereiniger(in): Gebäudereinigungskraft

  • Berufsbezeichnungen auf -meister(in): -meisterkraft (d.h. das „er“ bleibt erhalten)

Agrarservicemeister(in): Agrarservicemeisterkraft

  • Berufsbezeichnungen auf -pfleger(in): -pflegekraft (d.h. das „e“ bleibt erhalten)

Krankenpfleger(in): Krankenpflegekraft

  • Berufsbezeichnungen, die auf einem Fachbereichsnamen beruhen: -fachkraft

Germanist(in): Germanistikfachkraft

Geograf(in): Geografiefachkraft

Jurist(in): Jurafachkraft

manchmal auch idiomatischer bei -er(in): Gärtner(in): Gartenbaufachkraft

  • Berufsbezeichnungen auf -frau/-mann: -leut (Rückbildung vom Plural)

Bankkauffrau/mann: (das) Bankkaufleut (wenn eins es schöner findet, geht auch Bankkaufperson)

  • Berufsbezeichnungen auf -ant oder -ent: lateinisches Neutrum

Laborant(in): Laborans (das a von -ans ist lang! Plural: entweder Neutrum „Laborantia“ oder Maskulinum und Femininum „Laborantes“ (mit langem e))

Korrespondent(in): Korrespondens (wieder mit langem e, nicht wie „Korrespondenz“! Plural „Korrespondentia“ oder „Korrespondentes“, s.o.)

  • Berufsbezeichnungen auf -wirt(in): -bewirtschaftungskraft

Betriebswirt(in): Betriebsbewirtschaftungskraft

Forstwirt(in): Forstbewirtschaftungskraft

  • wenn alle Stricke reißen, Kollektivbezeichnung mit -glied

Rechtsanwalt/Rechtsanwältin: Rechtsanwaltschaftsglied

Ingenieur(in): Ingenieurwesensglied

Mehr dazu

geschlechtsneutrale_sprache.1567698599.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/09/05 17:49 von kim