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Körper

Nichtbinäre Menschen haben verschiedenste Körper, verschiedenste Gefühle ihren Körpern gegenüber und verschiedenste Wünsche an Aussehen und Funktion ihres Körpers.

Körpergefühle

Wie alle anderen Menschen auch, können nichtbinäre Personen jeden einzelnen Teil oder Aspekt ihres Körpers ganz unterschiedlich gut oder schlecht finden. Das kann eng mit dem Geschlechtsempfinden zusammenhängen, aber auch mit Diskriminierungsformen wie Ableismus, Rassismus, Fettfeindlichkeit oder Sexismus. Oft ist mehreres untrennbar verknüpft.

Nichtbinäre Menschen fühlen sich individuell mit ganz unterschiedlichen Körpern wohl. Manche mit denen, den sie schon haben, manche, wenn sie einige Aspekte davon ändern, manche mit gar keinen so richtig. Für manche Wünsche, die zwar nicht nur, aber auch nichtbinäre Menschen haben, gibt es eigene Wörter. Die meisten davon werden nicht nur für Körpergefühle verwendet, sondern auch für alles andere, was mit Geschlecht zu tun hat.

Dysphorie / Euphorie

Ein Wort, das oft für das Unwohlsein oder Falsch-Finden von mit Geschlecht assoziierten Aspekten des Körpers verwendet wird (von schwach und ignorierbar bis stark und einschränkend) ist körperliche Dysphorie oder Geschlechts-Dysphorie. Als Gegenstück dazu wird manchmal Geschlechts-Euphorie verwendet, um darüber zu reden, wenn etwas sich gut anfühlt.1)

Geschlechtsdysphorie ist allerdings ein medizinischer Begriff, damit wurde im amerikanischen DSM-5 die ältere Diagnose der Geschlechtsidentitätsstörung ersetzt.2) Deswegen verwenden ihn manche Leute bewusst nicht, auch wenn sie entsprechende Gefühle erleben.3)

Kongruenz und Dissonanz

Ein anderer Zugang dazu ist, von Inkongruenz zu sprechen, also Nicht-Übereinstimmen. Zum Beispiel des Selbst-Verständnisses mit der Fremd-Zuschreibung oder des Körperbildes mit dem Körper. Auch dieser Begriff ist aber stark in medizinischen Kontexten verankert und wird als Diagnose im ICD-11 der WHO vorkommen. Die Diagnosen des Transsexualismus (F64.0) sowie der verschiedenen Varianten von „Transvestitismus“ und „Störungen der Geschlechtsidentität“ aus dem ICD-10 werden darin nicht mehr vorkommen. Damit werden diese Kategorisierungen auch ein Stück weit an die Lebensrealität derer angepasst, die sie brauchen, um Zugang zu medizinischen und rechtlichen Veränderungen zu finden.4)

Ein ähnlicher Ansatz ist, von Kongruenz und Dissonanz zu sprechen. Kongruenz ist das Gefühl, wenn etwas geschlechtlich Markiertes sich passend anfühlt. Dissonanz (Unstimmigkeit) bezeichnet das Gegenteil davon.5) Diese Verwendung ist bisher nicht medizinisch besetzt.

Wörter für bestimmte Körpergefühle und Körperwünsche

angenital oder agenital

Angenital, auf Deutsch auch agenital, beschreibt, dass gän lieber keine Genitalien hätte6), also eine Intimfiguration, an der nichts als Geschlechtsorgan gesehen wird. Diesem Wunsch chirurgisch näherzukommen, wird als „nullification“7), „genital nullification“8) oder „sex nullification surgery“ bezeichnet.

Einige angenitale Menschen wollen auch sonst keine Körpermerkmale, die mit Geschlecht in Verbindung gebracht werden, wie etwa Bart oder Brüste. Diese Verwendung hat Ähnlichkeiten zu einer von mehreren Bedeutungen des Begriffs neutrois.

xenogenital

Xenogenital bedeutet, sich wohler zu fühlen, wenn gän sich vorstellt, eine nicht-menschliche oder außerirdische Intimfiguration zu haben, zum Beispiel Tentakeln.9)

Körperkonzepte

Xenogenital und angenital sind Begriffe, die sich nur auf das eigene Erleben beziehen und nichts darüber aussagen, wie gän die Verbindung von Körper und Geschlecht generell sieht und und was gän von der Idee eines „biologischen Geschlechts“ hält. Es gibt aber auch Begriffe für Körpergefühle, die sich auf ein ganz bestimmtes politisches Verständnis von Geschlecht und Körpern beziehen.

Altersex

Altersex ist ein Begriff für Körper, die nicht den gesellschaftlichen Klischeevorstellungen von biologischem Geschlecht entsprechen, aber auch nicht unbedingt intergeschlechtlich sind. Er entstand im Zusammenhang pornografischer Furry-Zeichnungen und sollte eine Alternative zu abwertenden und fetischisierenden Bezeichnungen für ungewöhnliche Körperfigurationen bieten.10)

Altersex bezieht sich deswegen in erster Linie auf fiktionale Charaktere, wird aber auch von manchen trans und intergeschlechtlichen Personen benutzt, um ihre spezifischen Körper (ob von selbst so geworden oder modifiziert) und Körperwünsche zu beschreiben.

Ursprünglich hatte SpottyJaguar „demisex“ vorgeschlagen, das aber aufgrund der Verwendung von demi- in Sexualitäts-, Romantik- und Geschlechtsbezeichnungen zu „altersex“ geändert. „Altersex“ wurde in einem Kommentar von farorenightclaw vorgeschlagen11), zusammen mit vielen anderen Begriffen, unter anderem, „phantasex“ (für bei realen Menschen nicht vorkommende Figurationen).

Enbysex

„Sex“ ist das englische Wort für „biologisches Geschlecht“. In der Enbysex-Theorie wird anerkannt, dass biologisches Geschlecht keine naturgegebene Unterscheidung ist, sondern die Zuschreibung der gesellschaftlichen Kategorien „männlich“ und „weiblich“ auf Körper, Körperteile und Körperfunktionen12).

Statt Körperwünsche und Körpergefühle von Geschlecht losgelöst zu betrachten, wird allerdings das Konzept einer „sex identity“ eingeführt, also einer Identifikation mit gesellschaftlichen Vorstellungen von Körpergeschlecht, oder in Relation dazu. Dazu gehören nicht nur Wünsche, eine bestimmte Art von Körper zu haben, sondern etwa auch auch, mit welchen Begriffen gän die Aspekte des eigenen Körpers, die mit Geschlecht in Verbindung gebracht werden, am liebsten bezeichnet, oder welche Sicht auf den eigenen Körper sich gut anfühlt.13)

Enbysex ist ein Überbegriff dafür, weder die Formen und Begriffe, die gän mit einem „männlichen Körper“ verbindet, noch die, die gän mit einem „weiblichen Körper“ verbindet für das eigene Körpergefühl ganz passend oder wünschenswert zu finden. Enbysex bezieht sich immer darauf, wie gän den eigenen Körper sieht. Intergeschlechtliche Menschen sind also nicht unbedingt enbysex, sondern nur, falls sie sich selbst so sehen.14)

Spezifische Enbysex-Identitäten

Nachzulesen in der Wayback Machine: fyeahenbysex – Enbysex Identities

asex

Gän identifiziert sich mit gar keiner Vorstellung von vergeschlechtlichten Körpern, also weder von weiblichen oder männlichen, noch von irgendwelchen anderen. Oder: Gän hat ein Bild des eigenen Körpers, das keinerlei als männlich oder als weiblich gesehene Elemente beinhaltet.

multisex

Das Bild des eigenen Körpers setzt sich aus Elementen zwei oder mehr „körperlichen Geschlechtern“ zusammen.

sex flux

Mit welcher Vorstellung einer Körper-Geschlechts-Kategorie gän sich identifiziert, verändert sich immer wieder, zum Beispiel abhängig von der Situation oder dem aktuellen Geschlecht.

demifemale / demimale

Gän identifiziert sich teilweise damit, wie sich die Gesellschaft einen weiblichen oder einen männlichen Körper vorstellt, aber nicht komplett.

Siehe Auch


im nonbinary.wiki: Gender dysphoria, Sexes

körper.txt · Zuletzt geändert: 2024/01/07 14:19 von mesengerman