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androgyn

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Androgyn

Necker-Würfel, von Raphael Carter als Symbol für Androgynität vorgeschlagen Als androgyn wird für gewöhnlich etwas bezeichnet, das sowohl typisch männliche als auch typisch weibliche Merkmale hat. (griechisch „andros“ = „Mann“, „Gyne“ = „Frau“)

Das wird oft auf das Aussehen oder Auftreten einer Person bezogen. Androgyn kann aber auch ein Geschlecht bezeichnen.

Ein Symbol für Androgynität (vor allem im Aussehen, in weiterer Folge aber auch für androgynes Geschlecht) ist der Necker-Würfel, eine Kippfigur. Er wurde 1996 von Raphael Carter vorgeschlagen und wird momentan leicht abgeändert von dem Blog Practical Androgyny als Logo verwendet. Das Symbol soll für Mehrdeutigkeit stehen und für die Fremdzuschreibung von zwei Geschlechtern, wo etwas ganz anderes ist.1)

Identität

Gängige Definitionen für androgyn als Geschlechtsidentität sind „eine Mischung aus weiblich und männlich“2) und „zwischen weiblich und männlich“. Auf die eine oder andere Art wird das eigene Geschlecht von einem Gefühl von Weiblichkeit und Männlichkeit bestimmt. Das kann ausgewogen oder unausgewogen sein, eine Mischung, zwei Seiten, ein Spannungsverhältnis oder sonst irgendein Zusammenspiel.

Damit kann androgyn als eine Art von bigender gesehen werden.

Der Begriff hat aber auch als Bezeichnung einer Identität eine längere Geschichte mit unterschiedlichen Bedeutungen. Androgyn wurde auch schon als Sammelbegriff für alle nichtbinären Identitäten verwendet, und für Geschlechter, die weder männlich noch weiblich sind. In aktuellen Begrifflichkeiten würden diese vielleicht als neutrois, maverique oder agender bezeichnet.

Während sich in englischsprachigen nichtbinären Diskussionen „androgyne“ (Androgyne_r) für androgyne Identität verbreitet hat und „androgynous“ hauptsächlich für das Aussehen verwendet wird3)4), gibt es im Deutschen bisher keinen solchen Begriff. Manchmal werden Formulierungen wie innerliche, gefühlte Androgynität5) oder „androgynfühlend“ verwendet, um den Unterschied klar zu machen. Denn nicht jede Person, deren Geschlecht androgyn ist, wird auch nach ihrem Äußeren so wahrgenommen.

Manche androgynen Menschen bezeichnen sich auch als Androgyne_r, andere lehnen das aus ähnlichen Gründen ab, wie etwa die Verwendung von Transgender als Nomen abgelehnt wird.

Aussehen

Theoretisch kann alles als androgyn bezeichnet werden, häufig bezieht sich diese Bezeichnung aber auf menschliche Körper und ihre Erscheinung.

Hiermit kann zum Beispiel gemeint sein, dass ein Mensch starke Muskeln hat, was von vielen als männlich gesehen wird, aber gleichzeitig auch lange, gepflegte Haare. Oder ein Körper, der einen Penis und keine Brüste hat, aber runde Hüften.

Allerdings verstehen nicht alle „androgyn“ als solches, sondern viele stellen sich darunter auch Körper vor, die gar keine solcher geschlechtertypischen Eigenschaften haben. Das entspricht nicht der Wortherkunft, ist aber im allgemeinen Verständnis sehr verbreitet. (Manche Menschen, die neutrois sind, streben genau dieses Aussehen an6), außerdem wird Androgynität von nichtbinären Menschen manchmal als allgemeiner Begriff für uneindeutiges Aussehen verwendet.7))

Außerdem lassen die meisten Menschen nicht alle Leute, die feminin und maskulin besetzte Dinge kombinieren, auch wirklich als androgyn gelten. Als androgyn werden stattdessen vor allem weiße, dünne und eher maskulin gestylte Menschen wahrgenommen.8)

In der Kunstgeschichte wird Androgynie oft zusammen mit dem Begriff der Hermaphroditen thematisiert (vom männlichen Gott Hermes und der weiblichen Göttin Aphrodite). Diese Bezeichnung wurde, neben anderen Verwendungen, ab dem 19. Jahrhundert für manche intersex-Menschen benutzt9) und wird heute eher abgelehnt10)11), von Inter*-Personen aber manchmal als Selbstbezeichnung verwendet.12) (Noch bevor Hormonbehandlungen oder plastische Operationen möglich waren, schufen Bildhauer_innen Skulpturen von Körpern, die nicht in das gängige männlich/weiblich-Schema eingeordnet werden können.)

Schon seit der frühsten Kulturgeschichte der Menschheit gibt es Darstellungen von androgynen Menschen. Es wurden zum Beispiel oft Männer oder Jungen gemalt, die sehr weibliche Merkmale aufweisen (ein rundes Gesicht, eine Wölbung wie von Brüsten, langes Haar) und, wenn auch seltener, Frauen, die wiederum eher männliche Körper haben. Die Vorstellung einer „Vermischung“ von Geschlechtern und Geschlechtsmerkmalen hat die Menschen und wohl besonders Künstler_innen seit jeher fasziniert, obgleich die Gesellschaften, in denen solche Kunstwerke entstanden, klare Trennungen in Männer/Frauen hatten. Die wohl berühmteste Darstellung einer androgynen Person ist wohl ein Gemälde von Lenoardo da Vinci, das Johannes den Täufer darstellt.

Heutzutage gibt es immer wieder Models und Schauspieler_innen, die besonders wegen ihres androgynen Aussehens gefragt sind (zum Beispiel das Model Andreja Péjic, die vor ihrer Transition bereits als „männliches Model“ Damenmode präsentierte und damit weltberühmt wurde, oder die Schauspielerin Tilda Swinton, die dafür bekannt ist, ein wenig „typisch weibliches“ Aussehen zu haben.) Die Faszination der Menschen für androgynes Aussehen hat bis heute nicht nachgelassen.

Zusätzlich zu dieser rein auf Körper und körperliche Erscheinung bezogenen Definition gibt es natürlich auch Menschen, die sich und ihre geschlechtliche Identität als „androgyn“ verorten. Dies ist eine ebenso legitime Selbstbezeichnung wie z.B. agender, genderfluid, neutrois etc.

nonbinary.wiki (Englisch): Androgyne, Androgyny

androgyn.txt · Zuletzt geändert: 2024/01/07 14:20 von mesengerman