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safer_spaces_bei_veranstaltungen

Safer Spaces bei Veranstaltungen

Wenn gän eine Veranstaltung ausrichtet, bei der (auch) nichtbinäre Personen eingeladen und willkommen sein sollen, gibt es einige „best practice“-Tipps, damit es ein gutes Miteinander ohne übergriffige Momente in Bezug aufs nichtbinär-Sein ergibt.

Bezeichnungen / Einladung

Nichtbinäre Personen müssen erst einmal wissen, dass sie eingeladen und willkommen sind. Hierbei kann es auch gut und wichtig sein, einige nichtbinäre Identitäten mitzunennen, wie a_gender/Agender.

Falls ausschließlich nichtbinäre Personen kommen sollen, sind Kurzworte, wie enby, nibi oder der Sammelbegriff nichtbinär/nicht-binär hilfreich. Weil das normierend wirken kann, ist es empfehlenswert, im Text nochmal ausdrücklich Beispiele zu geben, dass es viele andere Begrifflichkeiten gibt und nicht eine Identifikation mit den Begriffen in der Überschrift erforderlich ist. Solche Schlagworte können auch als grafische Gestaltungselemente genutzt werden; falls Symbole eingesetzt werden sollen, empfiehlt es sich auch, sehr viele Varianten einzusetzen, statt normierend über nur 1 oder sehr wenige Symbole zu wirken.

Auch dass Personen herzlich willkommen sind, die „questioning“ sind, also die gerade unsicher bzw. in einem Findungsprozess sind, kann und sollte erwähnt werden.

Hilfreich und entspannend kann ein Hinweis wirken, der so etwas besagt wie: „Es wird kein bestimmtes Aussehen erwartet, Tür- und Sichtkontrollen finden nicht statt“.

Wenn es keine Beschränkung durch Gender/Geschlecht geben soll, hat sich all_no_gender als sehr praktikabel erwiesen.

Alle, die zum Beispiel

  • FLINT* (FrauenLesbenInterNichtbinärTrans*),
  • FLIT* (FrauenLesbenInterTrans*),
  • TIN (Trans*InterNichtbinär)

nutzen, müssen sich im Klaren darüber sein, dass sie sich von ihren Ideen von „Passing“ verabschieden müssen. Nichtbinäre, trans* oder inter Personen sehen zum Beispiel nicht alle „weiblich“ und „androgyn“ aus, schließlich gibt es gar kein nichtbinäres Passing und trans* und inter umfassen trans* masc Personen, trans* Männer und inter Männer.

Nicht alle nichtbinären Personen fühlen sich beim T für trans* eingeladen. Darum ist FLIT* u.ä. nicht die sicherste Variante und FLINT* u.ä. sind vorzuziehen.

NB steht für „Non-Black“ und ist deswegen keine Abkürzung, die für „nicht-binär“ oder „non-binary“ verwendet werden sollte. Mit NB beschreiben Black People die Gesamtheit jener Personengruppen, durch die sie Rassismus und Diskriminierung erfahren, nämlich sowohl weiße Personen, als auch People of Colour (PoC).

Praktische Tipps / Dos and Don'ts

Jede Form von Zweifel, ob eine Person im Raum sich eventuell gerade vertan hat und „hier nicht hingehört“, sind zu unterlassen. Um „Irrläufer“ zu vermeiden, hilft es nur, im Eingangsbereich die Türpolitik, den Veranstaltungstitel o.ä. unübersehbar anzubringen. Sobald eine Person den Raum betritt, ist das eine Selbst-Aussage, dass sie eingeladen wurde und dorthin gehört.

Eine subtile Form des Zweifelns ist es übrigens, einige Personen in direkter Anrede auf Titel oder Zielgruppe(n) der Veranstaltung hinzuweisen. Charmant hingegen ist ein „Willkommen FLINT*“-Banner oder ein entsprechender Hinweis in der Begrüßungsrede, falls es einen gibt: „Wir freuen uns, dass heute wieder so viele Frauen, Lesben, inter und trans* Personen gekommen sind.“

Neben Hinweisen auf die Barrierefreiheit der Örtlichkeit und ob die WCs barrierefrei oder gegendert sind, geben manche Veranstaltende ausdrückliche Hinweise auf die Möglichkeit der Ausübung des Hausrechts durch die Veranstaltenden, wie z.B. „enby- oder trans-negative Rede führt zum umgehenden Ausschluss aus der Veranstaltung“ oder „Bei rassistischen, antsemitischen oder antimuslimischen, sexistischen oder behinderten/trans/inter/nibi-feindlichen Außerungen oder Verhaltensweisen machen wir vom Hausrecht Gebrauch.“

Ein Awareness-Konzept und ein Awareness-Team oder Ansprechpersonen für Awareness-bezogene Rückmeldungen wären natürlich toll! Ein Raum, in den sich Awarenessverantwortliche und Teilnehmende in akuten stressreaktiven Situationen gemeinsam zurückziehen können, wäre optimal. Awareness-Rückmeldungen sollten im Idealfall auch anonym z.B. per Zettelbox oder Pinnwand machbar sein.

Ein enby-Rückzugsraum mit Ruhe auf „gemischten“ Veranstaltungen. Wegen des Minoritäten-Stresses, der sich auf solchen Veranstaltungen ab einer entsprechenden Größe nicht mehr durch Interventionen reduzieren und stoppen lässt, ist ein Raum nur für nichtbinäre Personen ein wertvoller Beitrag zur Entspannung, Gesundheit und zum Auftanken. Solche Rückzugsräume sind auch für Menschen mit Neurodivergenz wichtig, um überhaupt an größeren öffentlichen Veranstaltungen, wie einer Tagung, teilnehmen zu können.

safer_spaces_bei_veranstaltungen.txt · Zuletzt geändert: 2024/01/07 14:17 von mesengerman