Neurodivergenz ist ein Begriff dafür, wenn dem Gehirn zugeschriebene Funktionen bei einer Person anders sind, als es den gesellschaftlichen Erwartungen entspricht.1) Also ein Sammelbegriff dafür, wie Menschen auf verschiedenste Arten in Gefühlen, Wahrnehmung, Bedürfnissen und vielem mehr aus dem Rahmen fallen, der in der Gesellschaft als normal oder „zu erwarten“ gilt. Viele neurodivergente Menschen Erfüllen die Kriterien psychiatrischer oder neurologischer Diagnosen, aus einer neurodiversen Perspektive sind die aber nicht das Wichtigste.
Neurodiversität ist der Ansatz, alle psychischen und neurologischen Zustände ganz undramatisch als ok zu sehen. Es wird also nicht von außen gesagt, dass jemand krank oder gestört ist und sich ändern, geheilt werden oder an neurotypische Normen anpassen muss.
Jede Person darf sich selbst beschreiben und selbst bestimmen, wie sie leben möchte. Nur eins selbst kann entscheiden, ob und wie eins sich ändern möchte. Nur eins selbst kann wissen, was „Heilung“ für eins bedeuten würde und ob das ein Ziel ist, das eins anstrebt. Es sollte keinen Druck in die eine oder andere Richtung geben. Alle sollten Zugang haben zu den Sachen, die sie wollen, zB Unterstützung, Hilfsmittel, Medikamente oder Therapien, aber nie zu etwas gedrängt werden.
Es geht darum, die gesellschaftlichen Normen aufzulösen, durch die „gesunde“, nicht-behinderte Menschen als besser gelten als alle anderen.
Eine Person, die den Begriff (mit)prägte, listete folgende Beispiele für Neurodivergenzen: Autismus, ADHS, Lernschwierigkeiten, Epilepsie, psychische Erkrankungen, Multiple Sklerose, Parkinson, Apraxie, Cerebralparese, Dyspraxie, und Menschen „ohne Diagnose, aber mit irgendwie wackeliger Lateralisation“. Der Begriff ist absichtlich weit gefasst.2)
Neben Erfahrungsaustausch und Selbsthilfe zu Themen, die nicht nur bei einer Neurodivergenz wichtig werden, sondern bei verschiedenen, dient der Begriff vor allem zum politischen Zusammenschluss gegen ableistische/behindertenfeindliche Gewalt und Diskriminierung.
Neurodivergenz ist kein medizinischer Begriff und soll auch keine spezifischeren Räume ersetzen, zum Beispiel welche nur für Borderliner*innen oder nur für Autist*innen. Ein Vorteil ist allerdings, dass auch Menschen, die in solchen Gemeinschaften keinen Platz finden, sich unter diesem allgemeineren Begriff zusammenfinden können.3)
Neurodivergenz hat nicht an sich mit Geschlecht zu tun. Aber für manche neurodivergenten Menschen hängt beides zusammen, ist nicht klar abgrenzbar oder wirkt sich aufeinander aus.
Beispiele für Zusammenhänge sind:
Aus diesen Gründen entstehen immer wieder Begriffe, mit denen neurodivergente Personen ihr Geschlechtserleben beschreiben. Diese werden oft als Teil von xenogender/Xeno-Geschlechtern gesehen. Nichtbinäre Geschlechter, die von Neurodivergenzen geprägt sind:
im nonbinary.wiki: Neurogender