Dies ist eine alte Version des Dokuments!
Es gibt verschiedene Vorschläge dazu, wie die deutsche Sprache um aussprechbare geschlechtsneutrale Artikelwörter und Adjektiv-Endungen erweitert werden könnte. Häufig kommen diese Vorschläge in Kombination mit einem Vorschlag für ein geschlechtsneutrales Pronomen und eine geschlechtsneutrale Substantiv-Endung. Zum Beispiel macht das Del-On-Sel-System zusätzlich zu dem Vorschlag, del/derl/derl/del und einel/einerl/einerl/einel als geschlechtsneutrale Artikel und -el/-erl/-erl/-el als geschlechtsneutrale Adjektiv-Endungen zu verwenden, auch noch den Vorschlag, sel/serl/serl/sel als geschlechtsneutrales Personalpronomen und -on als geschlechtsneutrale Substantiv-Endung zu verwenden.
In der Facebook-Gruppe Geschlechtsneutrales Deutsch gibt es Bestrebungen dazu, zu einer Konsens-Lösung kommen können, die von möglichst vielen an geschlechtsneutraler Sprache interessierten Personen getragen wird, und die wir dann gemeinsam nach außen tragen können, damit möglichst viele Menschen von dem Lösungsvorschlag erfahren. Dabei scheint es sinnvoll, sich zuerst auf eine Lösung für das Problem geschlechtsneutraler Artikelwörter und Adjektiv-Endungen zu konzentrieren, und erst danach eine Entscheidung zu dem geschlechtsneutralen Personalpronomen und zu der geschlechtsneutralen Substantiv-Endung zu treffen.
Aus diesem Grund werden auf dieser Seite die verschiedenen Vorschläge für geschlechtsneutrale Artikelwörter und Adjektiv-Endungen vorgestellt und verglichen, ohne dass dabei auf zugehörige Personalpronomen und Substantiv-Endungen eingegangen wird. Zu jedem Beispiel gibt es jeweils zwei Beispieltexte, jeweils auch in vorgelesener Form, damit auch klar wird, wie es ausgesprochen werden soll.
Für die Beispiele wird aber auch ein geschlechtsneutrales Substantiv benötigt, wofür hier das Substantiv Elter verwendet wird, das eine geschlechtsneutrale Alternative zu Mutter/Vater ist. Das Wort Elter wird schon seit einigen Jahrzehnten in der Entwicklungspsychologie und Genetik verwendet, dort allerding meistens im Neutrum (das Elter) oder Maskulinum (der Elter). Auf dieser Seite wird es hingegen in Kombination mit vorgeschlagenen geschlechtsneutralen Deklinationssysteme für Artikelwörter und Adjektiv-Endungen verwendet. In den Beispieltexten wird außerdem noch das Wort Geschwister in der Einzahl verwendet. Anders als die übliche Mehrzahl-Form „die Geschwister“ ist die Einzahl-Form „das Geschwister“ genauso wie „Elter“ nur in der Fachsprache verbreitet, und genauso wie „Elter“ verwenden wir es hier in Kombination mit vorgeschlagenen geschlechtsneutralen Deklinationssysteme für Artikel und Adjektiv-Endungen.
Zur systematischen Benennung der vorgeschlagenen Deklinationssysteme wird die Deklination des bestimmten Artikels in den vier grammatikalischen Fällen verwendet, z.B. del/derl/derl/del-System für das Deklinationssystem des Del-On-Sel-Systems.
Um den Vergleich der vorgeschlagenen Deklinationssysteme mit dem traditionellen Deklinationssystem im Maskulinum, Femininum und Neutrum zu erleichtern, werden hier erst einmal die traditionellen Deklinationstabellen vorgestellt:
Maskulinum | |||
---|---|---|---|
Fragepronomen | bestimmter Artikel | unbestimmter Artikel | Universalpronomen |
Wer? | der nette Vater | ein netter Vater | jeder |
Wessen? | des netten Vaters | eines netten Vaters | jedes |
Wem? | dem netten Vater | einem netten Vater | jedem |
Wen? | den netten Vater | einen netten Vater | jeden |
Femininum | |||
---|---|---|---|
Fragepronomen | bestimmter Artikel | unbestimmter Artikel | Universalpronomen |
Wer? | die nette Mutter | eine nette Mutter | jede |
Wessen? | der netten Mutter | einer netten Mutter | jeder |
Wem? | der netten Mutter | einer netten Mutter | jeder |
Wen? | die nette Mutter | eine nette Mutter | jede |
Neutrum | |||
---|---|---|---|
Fragepronomen | bestimmter Artikel | unbestimmter Artikel | Universalpronomen |
Wer? | das nette Kind | ein nettes Kind | jedes |
Wessen? | des netten Kindes | eines netten Kindes | jedes |
Wem? | dem netten Kind | einem netten Kind | jedem |
Wen? | das nette Kind | ein nettes Kind | jedes |
Bei jedem System ist eine Liste von Vor- und Nachteilen des Systems aufgeführt. Hierbei wurde versucht, möglichst neutral die Vor- und Nachteile der verschiedenen Vorschläge für geschlechtsneutrale Deklinationssysteme zu beschreiben.
Jedes System ist natürlich für uneingeweihte erst einmal ungewöhnlich, so dass dieser Aspekt nicht immer wieder als Nachteil aufgeführt wird. Es geht bei den Nachteilen also um jene Aspekte, die dazu führen könnten, dass sich die Gewöhnungsphase schwieriger gestaltet als bei anderen Systemen, oder dass das System es schwieriger als andere Systeme haben könnte, auf breite Akzeptanz zu stoßen.
Wer sich gerne mit anderen an diesem Thema interessierten Personen über geschlechtsneutrale Deklinationssysteme für die deutsche Sprache austauschen will, kann dafür der Facebook-Gruppe Geschlechtsneutrales Deutsch beitreten.
Dies ist das Deklinationssystem des Del-On-Sel-Systems. Es orientiert sich an dem traditionellen Deklinationssystem der femininen Formen, wobei allerdings die femininen Endungen -e und -er durch -el bzw. -erl ersetzt werden.
del/derl/derl/del-System | |||
---|---|---|---|
Fragepronomen | bestimmter Artikel | unbestimmter Artikel | Universalpronomen |
Wer? | del nettel Elter | einel nettel Elter | jedel |
Wessen? | derl netten Elter | einerl netten Elter | jederl |
Wem? | derl netten Elter | einerl netten Elter | jederl |
Wen? | del nettel Elter | einel nettel Elter | jedel |
Direkte Anrede: Liebel Kim
Beispieltext 1: Del Geschwister meinerl Elter hat meinel jüngerel Geschwister beim Studium finanziell unterstützt. Denn jedel in unserer Familie hilft jederl anderen.
Beispieltext 2: Für mich war das Outing meinerl jüngsten Geschwister Kim ein prägendes Ereignis: Mit 17 Jahren hat sich Kim mir gegenüber als nichtbinär geoutet. Kim ist del einzigel meiner Geschwister, derl ich alles anvertrauen kann. Ich bin sehr froh darüber, dass ich meinel Geschwister bei diesem Prozess unterstützen konnte. Am besten wäre es natürlich, wenn es eine Selbstverständlichkeit wäre, derl eigenen Geschwister in einer solchen Situation zu helfen, aber leider kenne ich aus anderen Familien auch Beispiele dafür, dass das nicht immer so läuft.
Dies ist das Deklinationssystem des g-Genus. Auch dieses System orientiert sich eher am Femininum, wobei die schwachen Adjektiv-Endungen den traditionellen schwachen Adjektiv-Endungen im Femininum und im Neutrum gleichen (während es im Maskulinum im Wen-Fall eine Abweichung hiervon gibt).
dee/ders/ders/dee-System | |||
---|---|---|---|
Fragepronomen | bestimmter Artikel | unbestimmter Artikel | Universalpronomen |
Wer? | dee nette Elter | einey nette Elter | jedey |
Wessen? | ders netten Elter | einers netten Elter | jeders |
Wem? | ders netten Elter | einers netten Elter | jeders |
Wen? | dee nette Elter | einey nette Elter | jedey |
Hinweis: -ey wird [ei] ausgesprochen, wie „Ey!“ und „Hey!“.
Direkte Anrede: Liebey Kim
Beispieltext 1: Dee Geschwister meiners Elter hat meiney jüngere Geschwister beim Studium finanziell unterstützt. Denn jedey in unserer Familie hilft jeders anderen.
Beispieltext 2: Für mich war das Outing meiners jüngsten Geschwister Kim ein prägendes Ereignis: Mit 17 Jahren hat sich Kim mir gegenüber als nichtbinär geoutet. Kim ist dee einzige meiner Geschwister, ders ich alles anvertrauen kann. Ich bin sehr froh darüber, dass ich meiney Geschwister bei diesem Prozess unterstützen konnte. Am besten wäre es natürlich, wenn es eine Selbstverständlichkeit wäre, ders eigenen Geschwister in einer solchen Situation zu helfen, aber leider kenne ich aus anderen Familien auch Beispiele dafür, dass das nicht immer so läuft.
Dieses Deklinationssystem basiert auf den Vorschlägen von Anna Heger, wobei diese zu einem vollständigen Deklinationssystem erweitert wurden, unter anderem indem schwache Adjektiv-Endungen wie im dee/ders/ders/dee-System ergänzt wurden. Die Deklination der Artikel und Pronomen in diesem System orientiert sich am Maskulinum, wobei zur Unterscheidung vom Maskulinum das e in der Endung durch ie oder i ersetzt wird.
dier/dies/diem/dien-System | |||
---|---|---|---|
Fragepronomen | bestimmter Artikel | unbestimmter Artikel | Universalpronomen |
Wer? | dier nette Elter | einir nette Elter | jedir |
Wessen? | dies netten Elters | einis netten Elters | jedis |
Wem? | diem netten Elter | einim netten Elter | jedim |
Wen? | dien nette Elter | einin nette Elter | jedin |
Direkte Anrede: Liebir Kim
Beispieltext 1: Dier Geschwister meinis Elters hat meinin jüngere Geschwister beim Studium finanziell unterstützt. Denn jedir in unserer Familie hilft jedim anderen.
Beispieltext 2: Für mich war das Outing meinis jüngsten Geschwisters Kim ein prägendes Ereignis: Mit 17 Jahren hat sich Kim mir gegenüber als nichtbinär geoutet. Kim ist dier einzige meiner Geschwister, diem ich alles anvertrauen kann. Ich bin sehr froh darüber, dass ich meinin Geschwister bei diesem Prozess unterstützen konnte. Am besten wäre es natürlich, wenn es eine Selbstverständlichkeit wäre, diem eigenen Geschwister in einer solchen Situation zu helfen, aber leider kenne ich aus anderen Familien auch Beispiele dafür, dass das nicht immer so läuft.
Dies ist das Deklinationssystem des NoNa-Systems, das von Noah Frank und Jona Moro entwickelt wurde (und wird). Es orientiert sich an der traditionellen Deklination im Neutrum. Das NoNa-System versteht sich als „work in progress“ und wird laufend ergänzt. Es soll als Vorschlag und Inspiration für andere nichtbinäre/genderqueere/agender Personen dienen und erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
dai/dais/dam/dai-System | |||
---|---|---|---|
Fragepronomen | bestimmter Artikel | unbestimmter Artikel | Universalpronomen |
Wer? | dai nette Elter | eint nette Elter | jede*r (Aussprache: jed – er) |
Wessen? | dais netten Elter | einter netten Elter | jede*s (Aussprache: jed – es) |
Wem? | dam netten Elter | eintem netten Elter | jede*m (Aussprache: jed – em) |
Wen? | dai nette Elter | eint nette Elter | jede*n (Aussprache: jed – en) |
Direkte Anrede: Lieb* Kim
Beispieltext 1: Dai Geschwister meinter Elter hat meint jüngere Geschwister beim Studium finanziell unterstützt. Denn jede*r in unserer Familie hilft jede*m anderen.
Beispieltext 2: Für mich war das Outing meinter jüngsten Geschwister Kim ein prägendes Ereignis: Mit 17 Jahren hat sich Kim mir gegenüber als nichtbinär geoutet. Kim ist dai einzige meiner Geschwister, dam ich alles anvertrauen kann. Ich bin sehr froh darüber, dass ich meint Geschwister bei diesem Prozess unterstützen konnte. Am besten wäre es natürlich, wenn es eine Selbstverständlichkeit wäre, dam eigenen Geschwister in einer solchen Situation zu helfen, aber leider kenne ich aus anderen Familien auch Beispiele dafür, dass das nicht immer so läuft.
Dies ist das Deklinations-Freie Geschlechtsneutrale Genus, auch DFG-Genus genannt. Es zeichnet sich dadurch aus, dass bei den Artikelwörtern dieselbe Endung „-ier“ in allen grammatikalischen Fällen verwendet wird, so dass keine Deklination gelernt werden muss. Bei den Adjektiven kann jede Person nach dem eigenen Sprachgefühl zwischen den drei Endungen „-e“, „-en“ und „-ier“ auswählen, wobei es unverbindliche Empfehlungen zu der Wahl zwischen diesen drei Endungen gibt, die in der folgenden Tabelle und den Beispielen angewendet werden.
dier/dier/dier/dier-System | |||
---|---|---|---|
Fragepronomen | bestimmter Artikel | unbestimmter Artikel | Universalpronomen |
Wer? | dier nette Elter | einier nette Elter | jedier |
Wessen? | dier netten Elter | einier netten Elter | jedier |
Wem? | dier netten Elter | einier netten Elter | jedier |
Wen? | dier nette Elter | einier nette Elter | jedier |
Direkte Anrede: Liebier Kim
Beispieltext 1: Dier Geschwister meinier Elter hat meinier jüngere Geschwister beim Studium finanziell unterstützt. Denn jedier in unserer Familie hilft jedier anderen.
Beispieltext 2: Für mich war das Outing meinier jüngsten Geschwister Kim ein prägendes Ereignis: Mit 17 Jahren hat sich Kim mir gegenüber als nichtbinär geoutet. Kim ist dier einzige meiner Geschwister, dier ich alles anvertrauen kann. Ich bin sehr froh darüber, dass ich meinier Geschwister bei diesem Prozess unterstützen konnte. Am besten wäre es natürlich, wenn es eine Selbstverständlichkeit wäre, dier eigenen Geschwister in einer solchen Situation zu helfen, aber leider kenne ich aus anderen Familien auch Beispiele dafür, dass das nicht immer so läuft.
Dies ist eine Modifikation des NoNa-Systems, die sich auch an der traditionellen Deklination im Neutrum orientiert, und die mit dem Ziel der leichteren Aussprachbarkeit und leichteren Erlernbarkeit entwickelt wurde.
dai/dis/dim/dai-System | |||
---|---|---|---|
Fragepronomen | bestimmter Artikel | unbestimmter Artikel | Universalpronomen |
Wer? | dai nette Elter | eint nette Elter | jedai |
Wessen? | dis netten Elters | einis netten Elters | jedis |
Wem? | dim netten Elter | einim netten Elter | jedim |
Wen? | dai nette Elter | eint nette Elter | jedin |
Direkte Anrede: Liebai Kim
Beispieltext 1: Dai Geschwister meinis Elters hat meint jüngere Geschwister beim Studium finanziell unterstützt. Denn jedai in unserer Familie hilft jedim anderen.
Beispieltext 2: Für mich war das Outing meinis jüngsten Geschwisters Kim ein prägendes Ereignis: Mit 17 Jahren hat sich Kim mir gegenüber als nichtbinär geoutet. Kim ist dai einzige meiner Geschwister, dim ich alles anvertrauen kann. Ich bin sehr froh darüber, dass ich meint Geschwister bei diesem Prozess unterstützen konnte. Am besten wäre es natürlich, wenn es eine Selbstverständlichkeit wäre, dim eigenen Geschwister in einer solchen Situation zu helfen, aber leider kenne ich aus anderen Familien auch Beispiele dafür, dass das nicht immer so läuft.
Dies ist der Vorschlag, das Neutrum in unveränderter Form für die geschlechtsneutrale Personenbezeichnung zu verwenden. Die sächliche Bedeutungsebene des Neutrums soll also abgelegt werden, indem das Neutrum vermehrt dafür verwendet wird, um geschlechtsneutral über Personen zu sprechen.
das/des/dem/das-System | |||
---|---|---|---|
Fragepronomen | bestimmter Artikel | unbestimmter Artikel | Universalpronomen |
Wer? | das nette Elter | ein nettes Elter | jedes |
Wessen? | des netten Elters | eines netten Elters | jedes |
Wem? | dem netten Elter | einem netten Elter | jedem |
Wen? | das nette Elter | ein nettes Elter | jedes |
Direkte Anrede: Liebes Kim
Beispieltext 1: Das Geschwister meines Elters hat mein jüngeres Geschwister beim Studium finanziell unterstützt. Denn jedes in unserer Familie hilft jedem anderen.
Beispieltext 2: Für mich war das Outing meines jüngsten Geschwisters Kim ein prägendes Ereignis: Mit 17 Jahren hat sich Kim mir gegenüber als nichtbinär geoutet. Kim ist das einzige meiner Geschwister, dem ich alles anvertrauen kann. Ich bin sehr froh darüber, dass ich mein Geschwister bei diesem Prozess unterstützen konnte. Am besten wäre es natürlich, wenn es eine Selbstverständlichkeit wäre, dem eigenen Geschwister in einer solchen Situation zu helfen, aber leider kenne ich aus anderen Familien auch Beispiele dafür, dass das nicht immer so läuft.
Dies ist der konsequente Gebrauch des Gendersternchens bei allen Wörtern, bei denen sich die maskuline und die feminine Form unterscheiden. Bestimmte Artikel und Pronomen werden dabei immer gedoppelt und die beiden Formen werden durch ein Gendersternchen verbunden werden. In der Aussprache wird nach Möglichkeit an der Stelle des Gendersternchens ein Glottisschlag (also eine ganz kurze Sprechpause) gemacht; bei Endungen von Adjektiven sowie von „ein*e“ und „jede*r“ ist der Glottisschlag an der Stelle des Gendersternchen praktisch nicht aussprechbar, so dass er entweder am Anfang der Endung ausgesprochen wird, oder – falls das nicht zur Verwechslung mit der maskulinen oder femininen Form führen kann – gar nicht ausgesprochen wird.
die*der/der*des/der*dem/die*den-System | ||||
---|---|---|---|---|
Fragepronomen | bestimmter Artikel | unbestimmter Artikel | Universalpronomen | |
Wer? | die*der nette Elter | ein*e nette*r Elter (Aussprache: ein – e nett – er Elter) | jede*r (Aussprache: jed – er) | |
Wessen? | der*des netten Elter | einer*s netten Elter (Aussprache: einers netten Elter) | jeder*s (Aussprache: jed – ers) | |
Wem? | der*dem netten Elter | einer*m netten Elter (Aussprache: einerm netten Elter) | jeder*m (Aussprache: jed – erm) | |
Wen? | die*den nette*n Elter (Aussprache: die-den nett – en Elter) | eine*n nette*n Elter (Aussprache: ein – en nett – en Elter) | jede*n (Aussprache: jed – en) |
Direkte Anrede: Liebe*r Kim (Aussprache: lieb – er Kim)
Beispieltext 1: Die*der Geschwister meiner*s Elter hat meine*n jüngere*n Geschwister beim Studium finanziell unterstützt. Denn jede*r in unserer Familie hilft jeder*m anderen.
Beispieltext 2: Für mich war das Outing meiner*s jüngsten Geschwister Kim ein prägendes Ereignis: Mit 17 Jahren hat sich Kim mir gegenüber als nichtbinär geoutet. Kim ist die*der einzige meiner Geschwister, der*dem ich alles anvertrauen kann. Ich bin sehr froh darüber, dass ich meine*n Geschwister bei diesem Prozess unterstützen konnte. Am besten wäre es natürlich, wenn es eine Selbstverständlichkeit wäre, der*dem eigenen Geschwister in einer solchen Situation zu helfen, aber leider kenne ich aus anderen Familien auch Beispiele dafür, dass das nicht immer so läuft.
Da die Kombination maskuliner und femininer Varianten mithilfe des Gendersterns teilweise zu unschönen Gebilden führt (bspw. „ein*e nette*r Elter“, „einer*m netten Elter“) wurde der vereinfachte Genderstern entwickelt, der sich vor allem dadurch auszeichnet, dass der Genderstern allgemein zwischen Stammwort und femininer Endung gesetzt wird, wobei die maskuline Variante entfällt (z.B. „ein*e nette Elter“, „ein*er netten Elter“). Bei Doppelwörtern steht die feminine Variante hinter der maskulinen (bspw. „der*die gute Elter“). Der Vorschlag ähnelt stark dem „Generischen Femininum“, hat aber den Vorteil, dass vor allem durch den Genderstern die Geschlechtsneutralität eindeutig hervorgehoben ist.
der*die/des*der/dem*der/den*die-System | |||
---|---|---|---|
Fragepronomen | bestimmter Artikel | unbestimmter Artikel | Universalpronomen |
Wer? | der*die nette Elter | ein*e nette Elter (Aussprache: ein – e nette Elter) | jed*e (Aussprache: jed – e) |
Wessen? | des*der netten Elter | ein*er netten Elter (Aussprache: ein – er netten Elter) | jed*er (Aussprache: jed – er) |
Wem? | dem*der netten Elter | ein*er netten Elter (Aussprache: ein – er netten Elter) | jed*er (Aussprache: jed – er) |
Wen? | den*die nette Elter | ein*e nette Elter (Aussprache: ein – e nette Elter) | jed*e (Aussprache: jed – e) |
Direkte Anrede: Lieb*e Kim (Aussprache: Lieb – e Kim)
Beispieltext 1: Der*die Geschwister mein*er Elter hat mein*e jüngere Geschwister beim Studium finanziell unterstützt. Denn jed*e in unserer Familie hilft jed*er anderen.
=== Vorteile des der*die/des*der/dem*der/den*die-Systems ===
* Allgemein liegt der Vorteil der Verwendung des Gendersterns darin, dass es für die sprachliche Herstellung von Geschlechtsneutralität keinerlei Wortneuschöpfungen bedarf.
* Auch ist die Genderung mittels Genderstern (seit Neustem auch als Genderdoppelpunkt) bereits recht weit verbreitet.
* Der Vorteil der vereinfachten Genderung mit Genderstern besteht wiederum darin, dass Ausdrücke wenigstens etwas kompakter werden und vor allem keine grammatischen Verschränkungen (siehe Einleitung) resultieren.
* Durch die Verwendung bloß femininer Wortendungen lässt sich bei den Adjektiven auf den Genderstern zumindest dort verzichten, wo dem Adjektiv ein Artikel vorausgeht („ein*e gute Schüler*in“), sodass sich Gendersterne und entsprechende Glottisschläge einsparen lassen.
* In der Aussprache lässt sich der Glottisschlag stets dort platzieren, wo der Genderstern steht (was bspw. bei „jeder*m“ und „jede*r“ nicht oder kaum möglich ist, sehr wohl aber bei „jed*er“ und „jed*e“).
* Das System ist relativ leicht erlernbar, da für seinen Gebrauch nur die bereits bekannte feminine Form modifiziert bzw. mit der bereits bekannten maskulinen Form kombiniert werden muss.
=== Nachteile des der*die/des*der/dem*der/den*die-Systems ===
* Die Tatsache, dass sich viele Formen dieses Systems sehr viel mehr den femininen als den maskulinen Formen ähneln, könnte zu Ablehnung bei einigen Personen führen, insbesondere bei jenen nicht-binären Personen, die auf keinem Fall mit femininen Ausdrücken bezeichnet werden wollen.
* Doppelwörter wie „der*die“ unterscheiden sich in der Ausssprache nicht von einer einfachen Einanderreihung der maskulinen und femininen Form, sodass der Einbezug anderer Geschlechtsidentitäten nicht erkennbar ist.
* Der Genderstern ist eine lediglich symbolische Berücksichtigung von nichtbinärer Geschlechtlichkeit, die diese zwar im Schriftbild effektvoll hervorhebt, die aber aus sprachlicher Sicht über das Symbolhafte nicht hinausreicht (im Vergleich zu einem richtigen Genus).