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vergleich_geschlechtsneutraler_deklinationssysteme

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Vergleich geschlechtsneutraler Deklinationssysteme

Es gibt verschiedene Vorschläge dazu, wie die deutsche Sprache um aussprechbare geschlechtsneutrale Artikel, Pronomen und Adjektiv-Endungen erweitert werden könnte. Häufig kommen diese Vorschläge in Kombination mit einem Vorschlag für eine geschlechtsneutrale Substantiv-Endung. Zum Beispiel macht das Del-On-Sel-System zusätzlich zu dem Vorschlag, del/derl/derl/del und einel/einerl/einerl/einel als geschlechtsneutrale Artikel, sel/serl/serl/sel als geschlechtsneutrales Pronomen und -el/-erl/-erl/-el als geschlechtsneutrale Adjektiv-Endungen zu verwenden, auch noch den Vorschlag, -on als geschlechtsneutrale Substantiv-Endung zu verwenden.

Bei dem Vergleich verschiedener Vorschläge hat es sich herausgestellt, dass die Substantiv-Endung meistens leicht austauschbar ist, wohingegen die Deklination von Artikel, Pronomen und Adjektiven häufig so gut aufeinander abgestimmt ist, dass sich dort nicht so einfach Elemente aus einem Vorschlag mit Elementen aus einem anderen Vorschlag austauschen lassen. Aus diesem Grund liegt der Fokus des Systemvergleichs auf dieser Seite nur auf den vorgeschlagenen Deklinationssysteme für Artikel, Pronomen und Adjektiv-Endungen.

Für die Beispiele wird aber auch ein geschlechtsneutrales Substantiv benötigt, wofür hier das Substantiv Elter verwendet wird, das eine geschlechtsneutrale Alternative zu Mutter/Vater ist. Das Wort Elter wird schon seit einigen Jahrzehnten in der Entwicklungspsychologie und Genetik verwendet, dort allerding meistens im Neutrum (das Elter) oder Maskulinum (der Elter). Auf dieser Seite wird es hingegen in Kombination mit vorgeschlagenen geschlechtsneutralen Deklinationssysteme für Artikel und Adjektiv-Endungen verwendet. Im Beispieltext wird außerdem noch das Wort Geschwister in der Einzahl verwendet. Anders als die übliche Mehrzahl-Form „die Geschwister“ ist die Einzahl-Form „das Geschwister“ genauso wie „Elter“ nur in der Fachsprache verbreitet, und genauso wie „Elter“ verwenden wir es hier in Kombination mit vorgeschlagenen geschlechtsneutralen Deklinationssysteme für Artikel und Adjektiv-Endungen.

Zur systematischen Benennung der vorgeschlagenen Deklinationssysteme werden hier Bezeichnungen der Form bestimmer_Artikel/unbestimmter_Artikel/Pronomen verwendet, z.B. del/einel/sel-System für das Deklinationssystem des Del-On-Sel-Systems.

Um den Vergleich der vorgeschlagenen Deklinationssysteme mit dem traditionellen Deklinationssystem im Maskulinum, Femininum und Neutrum zu erleichtern, werden hier erst einmal die traditionellen Deklinationstabellen vorgestellt:

Maskulinum
Fragepronomen bestimmter Artikel unbestimmter Artikel Pronomen Universalpronomen
Wer? der nette Vater ein netter Vater er jeder
Wessen? des netten Vaters eines netten Vaters sein jedes
Wem? dem netten Vater einem netten Vater ihm jedem
Wen? den netten Vater einen netten Vater ihn jeden
Femininum
Fragepronomen bestimmter Artikel unbestimmter Artikel Pronomen Universalpronomen
Wer? die nette Mutter eine nette Mutter sie jede
Wessen? der netten Mutter einer netten Mutter ihr jeder
Wem? der netten Mutter einer netten Mutter ihr jeder
Wen? die nette Mutter eine nette Mutter sie jede
Neutrum
Fragepronomen bestimmter Artikel unbestimmter Artikel Pronomen Universalpronomen
Wer? das nette Kind ein nettes Kind es jedes
Wessen? des netten Kindes eines netten Kindes sein jedes
Wem? dem netten Kind einem netten Kind ihm jedem
Wen? das nette Kind ein nettes Kind es jedes

Bei jedem System ist eine Liste von Vor- und Nachteilen des Systems aufgeführt. Hierbei wurde versucht, möglichst neutral die Vor- und Nachteile der verschiedenen Vorschläge für geschlechtsneutrale Deklinationssysteme zu beschreiben.

Jedes System ist natürlich für uneingeweihte erst einmal ungewöhnlich, so dass dieser Aspekt nicht immer wieder als Nachteil aufgeführt wird. Es geht bei den Nachteilen also um jene Aspekte, die dazu führen könnten, dass sich die Gewöhnungsphase schwieriger gestaltet als bei anderen Systemen, oder dass das System es schwieriger als andere Systeme haben könnte, auf breite Akzeptanz zu stoßen.

Wer sich gerne mit anderen an diesem Thema interessierten Personen über geschlechtsneutrale Deklinationssysteme für die deutsche Sprache austauschen will, kann dafür der Facebook-Gruppe Geschlechtsneutrales Deutsch beitreten.

del/einel/sel-System

Dies ist das Deklinationssystem des Del-On-Sel-Systems. Es orientiert sich an dem traditionellen Deklinationssystem der femininen Formen, wobei allerdings die femininen Endungen -e und -er durch -el bzw. -erl ersetzt werden. Die Deklination des Pronomens sel orientiert sich an der Deklination des bestimmten Artikels del.

del/einel/sel-System
Fragepronomen bestimmter Artikel unbestimmter Artikel Pronomen Universalpronomen
Wer? del nettel Elter einel nettel Elter sel jedel
Wessen? derl netten Elter einerl netten Elter serl jederl
Wem? derl netten Elter einerl netten Elter serl jederl
Wen? del nettel Elter einel nettel Elter sel jedel

Direkte Anrede: Liebel Kim

Beispieltext: Meinel jüngstel Geschwister heißt Kim. Sel ist del einzigel meiner Geschwister, derl ich alles anvertrauen kann. Als sel 17 war, hat sel sich mir gegenüber als nichtbinär geoutet, noch bevor sel serlen zwei besten Freundinnen davon erzählt hat. Ich bin sehr froh darüber, dass ich meinerl Geschwister bei diesem Prozess helfen konnte und ich dadurch jetzt ein besonders vertrauensvolles Verhältnis zu serl habe.

Vorteile des del/einel/sel-Systems

  • Alle Formen, die sich im Maskulinum und Femininum voneinander unterscheiden, unterscheiden sich im del/einel/sel-System sowohl von der maskulinen als auch von der femininen Form. Dadurch sind die Formen des del/einel/sel-Systems in allen Fällen eindeutig als geschlechtsneutrale Formen erkennbar.
  • Die Endungen von Artikeln und Adjektiven lassen sich durch ein sehr leicht erlernbares Prinzip von den Endungen des Femininums ableiten: An die femininen Endungen „-e“ und „-er“ wird ein „-l“ angehängt, und das Wort „die“ durch „del“ ersetzt. Diese Eigenschaft macht das System vergleichsweise leicht erlernbar.
  • Das System verwendet nur normale Buchstaben, die dabei nur in solchen Kombinationen und Wortpositionen gebraucht werden, in denen sie in schon existierenden deutschen Wörtern üblich sind. Dadurch bereitet die Aussprache keine für deutschsprachige Personen ungewöhnliche Hürden.

Nachteile des del/einel/sel-Systems

  • Manche Leute erinnert der Gebrauch der Endung „-el“ an die rassistische Imitation eines chinesischen Akzentes, was eine Hürde auf dem Weg zur breiteren Akzeptanz des Systems werden könnte. (Andererseits hängt diese Empfindung wohl auch stark damit zusammen, dass die Endung „-el“ als grammatikalische Endung ungewöhnlich ist, so dass es gut sein kann, dass diese Empfindung bei den meisten Leuten nach der Gewöhnung an das System schnell abnimmt.)
  • Ordinalzahlen wie „dritte“/„dritter“, „vierte“/„vierter“ usw. werden im del/einel/sel-System zu „drittel“, „viertel“ usw, was zu einer Verwechslungsgefahr mit den entsprechenden Brüchen führen kann. (In den meisten Situationen hilft allerdings schon der grammatikalische Kontext dabei, diese Verwechslungsgefahr auszulöschen, da es z.B. bei der substantivierten Ordinalzahl „del Drittel“ heißt, wohingegen es beim Bruch „das Drittel“ heißt. In den seltenen Fällen, in denen der grammatikalische Kontext allein nicht reicht, um diese Verwechslung auszuschließen, hilft meistens der inhaltliche Kontext.)
  • Die Buchstabenkombination „-erl“ kommt im Hochdeutschen bisher nur relativ selten am Wortende vor, z.B. im Wort „Kerl“. Der Gebrauch dieser Buchstabenkombination als unbetonte grammatikalische Endung könnte daher einigen Leuten Schwierigkeiten bei der Aussprache bereiten.

dee/einey/hen-System

Dies ist das Deklinationssystem des g-Genus. Auch dieses System orientiert sich eher am Femininum, wobei die schwachen Adjektiv-Endungen den traditionellen schwachen Adjektiv-Endungen im Femininum und im Neutrum gleichen (während es im Maskulinum im Wen-Fall eine Abweichung hiervon gibt).

dee/einey/hen-System
Fragepronomen bestimmter Artikel unbestimmter Artikel Pronomen Universalpronomen
Wer? dee nette Elter einey nette Elter hen jedey
Wessen? ders netten Elter einers netten Elter hens jeders
Wem? ders netten Elter einers netten Elter hens jeders
Wen? dee nette Elter einey nette Elter hen jedey

Direkte Anrede: Liebey Kim

Beispieltext: Meiney jüngste Geschwister heißt Kim. Hen ist dee einzige meiner Geschwister, ders ich alles anvertrauen kann. Als hen 17 war, hat hen sich mir gegenüber als nichtbinär geoutet, noch bevor hen hensen zwei besten Freundinnen davon erzählt hat. Ich bin sehr froh darüber, dass ich meiners Geschwister bei diesem Prozess helfen konnte und ich dadurch jetzt ein besonders vertrauensvolles Verhältnis zu hens habe.

Vorteile des dee/einey/hen-Systems

  • Da das Femininum das variantenärmste Genus im Deutschen ist, hat das dee/einey/hen-System (wie auch andere, am Femininum angelehnte Vorschläge) den Vorteil, Gepflogenheiten, wie sie im Deutschen bereits etabliert sind, beibehalten zu können und dabei dennoch die Formenvielfalt gering zu halten. Hierdurch lassen sich in der Anwendung grammatische Unsicherheiten mit einem Vergleich am wohlvertrauten Femininum leicht beseitigen.
  • Die Zugrundelegung des Femininums erleichtert auch die Anwendung von „hen“, als es (mit Ausnahme des seltenen „henser“ wie in „Hen tat es um henser selbst willen“) lediglich zwei Varianten gibt („hen“ immer dort, wo es feminin „sie“ heißt, und „hens“, wo es „ihr“ heißt).
  • Die Zugrundelegung des Femininums hat zudem den Vorteil, dass es mit der vereinfachten (Genderstern-)Genderung (siehe weiter unten auf dieser Seite) korrespondiert, sodass Entwicklungsübergänge von der Dreigenderung („einem*r Fahrer*in“) über die vereinfachte Genderung („ein*er Fahrer*in“) hin zu einem geschlechtsneutralen Genus (bspw. „einers Fahrer*in/ Fahreris/ Fahreron“) möglich sind.
  • Bei „dee“, „ders“ sowie den Endungen -ey und -ers handelt es sich um lediglich geringfügige Änderungen bestehender Formen, die aber von diesen genug verschieden sind, um nicht verwechselt werden zu können. „Dee“ als bestimmter Artikel würde sich sogar für feminine und maskuline Formen eigenen („dee Mutter“, „dee Vater“), was ja bspw. im ripuarischen Dialekt (Köln/ Düsseldorf) zumindest bei der Aussprache der Fall ist. „Ders“ ist eine Fusion aus femininem „der“ und maskulinem „des“ und erleichtert in der Anwendung ein Abgleich am Femininum. Hiervon ist auch die Endung -ers abgeleitet. Die Endung -ey stellt eine geringe, aber effektive Modifikation von -e dar. Sie ist neuartig, als es kein deutsches Wort mit dieser Lautung gibt, aber wegen „Ey!“ und „Hey!“ durchaus wohlbekannt. „Hen“ ist Lehnwort aus dem Schwedischen, welches den Vorteil hat, dass es bereits von Einigen auch im Deutschen verwendet wird und bereits über eine gewisse Bekanntheit verfügt.
  • Die Endungen und Pronomen lassen sich leicht aussprechen.
  • Sie wecken kaum Assoziationen mit anderen Wörtern.
  • Sie sind auch bei ähnlichen Begriffen recht angenehm („deeselben“, „deejenige“, „dersen“ (feminin: deren; maskulin: dessen), „niemandey/ -ers“, „jemandey/ -ers“, „welchey/ -ers“, „jeney/ -ers“, „solchey/ -ers“, „manchey/ -ers“, „henserseits“, „hensetwegen“).

Nachteile des dee/einey/hen-Systems

  • Die Parallelen dieses Systems (wie auch anderer Systeme) zum Femininum sowie die vereinzelt größere Ähnlichkeit der Adjektivendungen mit dem Femininum als mit dem Maskulinum (bspw. „einey nette Elter“, „eine nette Frau“, „ein netter Mann“) könnte zu Ablehnung bei einigen Personen führen, insbesondere bei jenen nicht-binären Personen, die auf keinem Fall mit Ausdrücken aus dem Femininum bezeichnet werden wollen.
  • Die Tatsache, dass in Wer- und Wen-Fall zwei Artikelendungen verwendet werden („dee“, „einey“) macht dieses System etwas aufwendiger.
  • Die Deklination der Adjektive ist etwas anspruchsvoller als im Femininum, weil die Adjektivendungen etwas stärker variieren (feminin: „die nette Frau“, „nette Frau“; g-Genus: „dee nette Elter“, „nettey Elter“; vgl. Maskulinum: „der nette Mann“, „netter Mann“).
  • Die Endung -ey existiert im Deutschen außer in Form von „Ey!“ und „Hey!“ nur in Fremd-/ Lehnwörtern (bspw. „Trolley“, „volley“) und lässt sich als englischen Ursprungs deuten („they“).

dier/einir/xier-System

Dieses Deklinationssystem basiert auf den Vorschlägen von Anna Heger, wobei diese zu einem vollständigen Deklinationssystem erweitert wurden, unter anderem indem schwache Adjektiv-Endungen wie im dey/einey/hen-System ergänzt wurden. Die Deklination der Artikel und Pronomen in diesem System orientiert sich am Maskulinum, wobei zur Unterscheidung vom Maskulinum das e in der Endung durch ie oder i ersetzt wird.

dier/einir/xier-System
Fragepronomen bestimmter Artikel unbestimmter Artikel Pronomen Universalpronomen
Wer? dier nette Elter einir nette Elter xier jedir
Wessen? dies netten Elters einis netten Elters xies jedis
Wem? diem netten Elter einim netten Elter xiem jedim
Wen? dien nette Elter einin nette Elter xien jedin

Direkte Anrede: Liebir Kim

Beispieltext: Meinir jüngste Geschwister heißt Kim. Xier ist dier einzige meiner Geschwister, diem ich alles anvertrauen kann. Als xier 17 war, hat xier sich mir gegenüber als nichtbinär geoutet, noch bevor xier xiesen zwei besten Freundinnen davon erzählt hat. Ich bin sehr froh darüber, dass ich meinim Geschwister bei diesem Prozess helfen konnte und ich dadurch jetzt ein besonders vertrauensvolles Verhältnis zu xiem habe.

Vorteile des dier/einir/xier-Systems

  • Die Endungen in den vier grammatikalischen Fällen sind an der Deklination des Fragepronomens „wer“ angelehnt, was zur leichteren Erlernbarkeit des Systems beiträgt und aus Sicht der allgemeinen Sprachsystematik vorteilhaft ist.
  • Alle vier grammatikalischen Fälle werden durch die Endungen voneinander unterschieden, so dass Mehrdeutigkeiten aufgrund von nicht unterschiedenen grammatikalischen Fällen ausgeschlossen werden können.
  • Zumindest im Vergleich mit den Systemen, die einen Gebrauch des Gendersternchens in Endungen von Artikeln und Adjektiven vorschlagen, sind die Endungen in diesem System relativ leicht auszusprechen.

Nachteile des dier/einir/xier-Systems

  • Die Tatsache, dass die Deklination im dier/einir/xier-System stark an die Deklination im Maskulinum erinnert, kann dazu führen, dass dieses System als nicht neutral genug wahrgenommen wird. Außerdem kann es dazu führen, dass dieses System als Variation des generischen Maskulinums wahrgenommen wird. Da das generische Maskulinum von den meisten Verfechtern geschlechtsneutraler Sprache abgelehnt wird, könnte diese Eigenschaft des dier/einir/xier-Systems eine Hürde auf dem Weg zur breiteren Akzeptanz des Systems werden.
  • Die Tatsache, dass ein Adjektiv nach den eher ans Maskulinum erinnernde Formen „dien“, „einir“ und „einin“ eine Endung annimmt, die der Endung im Femininum gleicht und sich von der Endung im Maskulinum unterscheidet, könnte dazu beitragen, dass der spontane Gebrauch dieses System nicht so leicht erlernbar ist.
  • Damit sich die Formen „einir“/„einis“/„einim“/„einin“ klanglich eindeutig von „einer“/„eines“/„einem“/„einen“ unterscheiden, müssen sie mit einem geschlossenen i-Laut (also mit einem langen „i“) ausgesprochen werden. Ein solcher i-Laut in einer unbetonten letzten Silbe ist allerdings im Deutschen sehr ungewöhnlich, so dass er einigen Leuten Schwierigkeiten bei der Aussprache bereiten könnte.
  • Ein X am Anfang eines Wortes ist im Deutschen sehr ungewöhnlich und kommt bisher nur in sehr wenigen, sehr selten verwendeten Fremdwörtern vor. Für viele Deutschsprachige ist ein X am Anfang eines Wortes daher etwas, was bei der Aussprache einer besonderen Anstrengung bedarf. Der Gebrauch dieses Anfangsbuchstaben in dem Pronomen „xier“ könnte daher eine Hürde für die breite Akzeptanz dieses Pronomens sein.

dai/eint/hen-System

Dies ist das Deklinationssystem des NoNa-Systems, das von Noah Frank und Jona Moro entwickelt wurde (und wird). Es orientiert sich an der traditionellen Deklination im Neutrum. Das NoNa-System versteht sich als „work in progress“ und wird laufend ergänzt. Es soll als Vorschlag und Inspiration für andere nichtbinäre/genderqueere/agender Personen dienen und erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

dai/eint/hen-System
Fragepronomen bestimmter Artikel unbestimmter Artikel Pronomen Universalpronomen
Wer? dai nette Elter eint nette Elter hen jede*r
(Aussprache: jed – er)
Wessen? dais netten Elter einter netten Elter hens jede*s
(Aussprache: jed – es)
Wem? dam netten Elter eintem netten Elter hem jede*m
(Aussprache: jed – em)
Wen? dai nette Elter eint nette Elter hen jede*n
(Aussprache: jed – en)

Direkte Anrede: Lieb* Kim

Beispieltext: Meint jüngste Geschwister heißt Kim. Hen ist dai einzige meiner Geschwister, dam ich alles anvertrauen kann. Als hen 17 war, hat hen sich mir gegenüber als nichtbinär geoutet, noch bevor hen hens zwei besten Freundinnen davon erzählt hat. Ich bin sehr froh darüber, dass ich meintem Geschwister bei diesem Prozess helfen konnte und ich dadurch jetzt ein besonders vertrauensvolles Verhältnis zu hem habe.

Vorteile des dai/eint/hen-Systems

  • Die Deklination der Artikel ist im dai/eint/hen-System an die Deklination im Neutrum angelehnt, unterscheidet sich aber klanglich eindeutig von dieser. Dadurch ist dieses System eine eindeutig neutrale Alternative zum Maskulinum und Femininum, und erweckt anders als das Neutrum nicht den Eindruck, dass über eine Sache gesprochen wird.

Nachteile des dai/eint/hen-Systems

  • Die Tatsache, dass für den bestimmten Artikel, den unbestimmten Artikel, das Pronomen und die Adjektive jeweils andere Endungen erlernt werden müssen, macht dieses System von der Erlernbarkeit her schwieriger als einige der anderen Vorschläge.
  • Die Tatsache, dass sich die Deklination bei Wörtern wie „jede*r“, „diese*r“, „welche*r“ usw. anders als bei den Artikeln nicht an der Deklination im Neutrum anlehnt, sondern durch Kombination von Maskulinum und Femininum gebildet wird, erweckt den Eindruck, dass dieses System keinen systematischen Ansatz verfolgt, sondern sehr verschiedene Lösungsansätze miteinander vermischt.
  • Der Glottisschlag (die kurze Sprechpause vor einem Vokal) kommt auf Deutsch bisher nicht in grammatikalischen Endungen vor. Da das Gender-Sternchen in Wörtern wie „jede*r“, „diese*r“, „welche*r“, „jede*m“, „diese*m“, „welche*m“ usw. durch einen Glottisschlag ausgesprochen wird, kann dies zu Schwierigkeiten bei der Aussprache führen. Die Tatsache, dass der Glottisschlag auch noch an einer anderen Stelle ausgesprochen wird, als wo das Gendersternchen geschrieben wird, führt zu einer zusätzlichen Schwierigkeit beim Übergang von der Schriftform zur Aussprache.

die*der/ein*e/sie*er-System

Dies ist der konsequente Gebrauch des Gendersternchens bei allen Wörtern, bei denen sich die maskuline und die feminine Form unterscheiden. Bestimmte Artikel und Pronomen werden dabei immer gedoppelt und die beiden Formen werden durch ein Gendersternchen verbunden werden. In der Aussprache wird nach Möglichkeit an der Stelle des Gendersternchens ein Glottisschlag (also eine ganz kurze Sprechpause) gemacht; bei Endungen von Adjektiven sowie von „ein*e“ und „jede*r“ ist der Glottisschlag an der Stelle des Gendersternchen praktisch nicht aussprechbar, so dass er entweder am Anfang der Endung ausgesprochen wird, oder – falls das nicht zur Verwechslung mit der maskulinen oder femininen Form führen kann – gar nicht ausgesprochen wird.

die*der/ein*e/sie*er-System
Fragepronomen bestimmter Artikel unbestimmter Artikel Pronomen Universalpronomen
Wer? die*der nette Elter ein*e nette*r Elter
(Aussprache: ein – e nett – er Elter)
sie*er jede*r (Aussprache: jed – er)
Wessen? der*des netten Elter einer*s netten Elter
(Aussprache: einers netten Elter)
ihr*sein jede*s (Aussprache: jed – es)
Wem? der*dem netten Elter einer*m netten Elter
(Aussprache: einerm netten Elter)
ihr*ihm jede*m (Aussprache: jed – em)
Wen? die*den nette*n Elter
(Aussprache: die-den nett – en Elter)
eine*n nette*n Elter
(Aussprache: ein – en nett – en Elter)
sie*ihn jede*n (Aussprache: jed – en)

Direkte Anrede: Liebe*r Kim (Aussprache: lieb – er Kim)

Beispieltext: Mein*e jüngste*r Geschwister heißt Kim. Sie*er ist die*der einzige meiner Geschwister, der*dem ich alles anvertrauen kann. Als sie*er 17 war, hat sie*er sich mir gegenüber als nichtbinär geoutet, noch bevor sie*er ihren*seinen zwei besten Freundinnen davon erzählt hat. Ich bin sehr froh darüber, dass ich meiner*m Geschwister bei diesem Prozess helfen konnte und ich dadurch jetzt ein besonders vertrauensvolles Verhältnis zu ihr*ihm habe.

Vorteile des die*der/ein*e/sie*er-Systems

  • Das Gendersternchen ist vielen Leuten schon als Symbol für geschlechtsneutrale Sprache bekannt.
  • In allen Formen, in denen sich das Maskulinum und Femininum voneinander unterscheiden, werden in diesem System die beiden Formen miteinander kombiniert. In der schriftsprachlichen Form wird dabei durch das Gendersternchen zum Ausdruck gebracht, dass es weitere Geschlechtsidentitäten neben männlich und weiblich gibt.
  • Zumindest der schriftliche Gebrauch dieses Systems ist leicht erlernbar, da dafür nur die bereits bekannten maskulinen und femininen Formen miteinander kombiniert werden müssen.

Nachteile des die*der/ein*e/sie*er-Systems

  • Doppelungsformen wie „sie*er“ und „die*der“ wirken komisch, wenn es um eine einzige Person geht.
  • In Formen wie „die*der“ und „ihr*sein“ kann das Gendersternchen gar nicht ausgesprochen werden, so dass diese Formen in der gesprochenen Sprache genauso klingen, wie eine einfache Einanderreihung der femininen und maskulinen Formen, ohne dass dabei erkennbar ist, dass auch die Existenz anderer Geschlechtsidentitäten anerkannt wird.
  • Der Glottisschlag (die kurze Sprechpause vor einem Vokal) kommt auf Deutsch bisher nicht in grammatikalischen Endungen vor. Da das Gender-Sternchen in Wörtern wie „ein*e“, „eine*n“, „jede*r“, „jede*n“ usw. durch einen Glottisschlag ausgesprochen wird, kann dies zu Schwierigkeiten bei der Aussprache führen. Die Tatsache, dass der Glottisschlag bei Wörtern wie „eine*n“, „jede*r“, „jede*n“ usw. auch noch an einer anderen Stelle ausgesprochen wird, als wo das Gendersternchen geschrieben wird, führt zu einer zusätzlichen Schwierigkeit beim Übergang von der Schriftform zur Aussprache.
  • Die starke Häufung von Glottisschlägen in Ausdrücken wie „ein*e strenge*r aber trotzdem nette*r Elter“ (gesprochen: *ein – e streng – er aber trotzdem nett – er Elter*) führt zu einem abgehackten und künstlich wirkenden Klang.

der*die/ein*e/er*sie-System (vereinfachter Genderstern)

Da die Kombination maskuliner und femininer Varianten mithilfe des Gendersterns teilweise zu unschönen Gebilden führt (bspw. „ein*e nette*r Elter“, „einer*m netten Elter“) wurde der vereinfachte Genderstern entwickelt, der sich vor allem dadurch auszeichnet, dass der Genderstern allgemein zwischen Stammwort und femininer Endung gesetzt wird, wobei die maskuline Variante entfällt (z.B. „ein*e nette Elter“, „ein*er netten Elter“). Bei Doppelwörtern steht die feminine Variante hinter der maskulinen (bspw. „der*die gute Elter“), und bei den Possessivpronomen kann die Beugungsendung des ersten Teils des Doppelwortes entfallen (bspw. „sein*ihre gute Elter“). Der Vorschlag ähnelt stark dem „Generischen Femininum“, hat aber den Vorteil, dass vor allem durch den Genderstern die Geschlechtsneutralität eindeutig hervorgehoben ist.

der*die/ein*e/er*sie-System
Fragepronomen bestimmter Artikel unbestimmter Artikel Pronomen Universalpronomen
Wer? der*die nette Elter ein*e nette Elter
(Aussprache: ein – e nette Elter)
er*sie jed*e (Aussprache: jed – e)
Wessen? des*der netten Elter ein*er netten Elter
(Aussprache: ein – er netten Elter)
sein*ihr jed*er (Aussprache: jed – er)
Wem? dem*der netten Elter ein*er netten Elter
(Aussprache: ein – er netten Elter)
ihm*ihr jed*er (Aussprache: jed – er)
Wen? den*die nette Elter ein*e nette Elter
(Aussprache: ein – e nette Elter)
ihn*sie jed*e (Aussprache: jed – e)

Direkte Anrede: Lieb*e Kim (Aussprache: Lieb – e Kim)

Beispieltext: Mein*e jüngste Geschwister heißt Kim. Er*sie ist der*die einzige meiner Geschwister, dem*der ich alles anvertrauen kann. Als er*sie 17 war, hat er*sie sich mir gegenüber als nichtbinär geoutet, noch bevor er*sie sein*ihren zwei besten Freundinnen davon erzählt hat. Ich bin sehr froh darüber, dass ich mein*er Geschwister bei diesem Prozess helfen konnte und ich dadurch jetzt ein besonders vertrauensvolles Verhältnis zu ihm*ihr habe.

Vorteile des der*die/ein*e/er*sie-Systems

  • Allgemein liegt der Vorteil der Verwendung des Gendersterns darin, dass es für die sprachliche Herstellung von Geschlechtsneutralität keinerlei Wortneuschöpfungen bedarf.
  • Auch ist die Genderung mittels Genderstern (seit Neustem auch als Genderdoppelpunkt) bereits recht weit verbreitet.
  • Der Vorteil der vereinfachten Genderung mit Genderstern besteht wiederum darin, dass Ausdrücke wenigstens etwas kompakter werden und vor allem keine grammatischen Verschränkungen (siehe Einleitung) resultieren.
  • Durch die Verwendung bloß femininer Wortendungen lässt sich bei den Adjektiven auf den Genderstern zumindest dort verzichten, wo dem Adjektiv ein Artikel vorausgeht („ein*e gute Schüler*in“), sodass sich Gendersterne und entsprechende Glottisschläge einsparen lassen.
  • In der Aussprache lässt sich der Glottisschlag stets dort platzieren, wo der Genderstern steht (was bspw. bei „jeder*m“ und „jede*r“ nicht oder kaum möglich ist, sehr wohl aber bei „jed*er“ und „jed*e“).
  • Das System ist relativ leicht erlernbar, da für seinen Gebrauch nur die bereits bekannte feminine Form modifiziert bzw. mit der bereits bekannten maskulinen Form kombiniert werden muss.

Nachteile des der*die/ein*e/er*sie-Systems

  • Die Tatsache, dass sich viele Formen dieses Systems sehr viel mehr den femininen als den maskulinen Formen ähneln, könnte zu Ablehnung bei einigen Personen führen, insbesondere bei jenen nicht-binären Personen, die auf keinem Fall mit femininen Ausdrücken bezeichnet werden wollen.
  • Doppelwörter wie „er*sie“ und „der*die“ unterscheiden sich in der Ausssprache nicht von einer einfachen Einanderreihung der maskulinen und femininen Form, sodass der Einbezug anderer Geschlechtsidentitäten nicht erkennbar ist. Dies auch dann nicht, wenn auch hier (wie bei grammatischen Endungen) der Genderstern mittels Glottisschlag artikuliert wird.
  • Der Genderstern ist eine lediglich symbolische Berücksichtigung von nichtbinärer Geschlechtlichkeit, die diese zwar im Schriftbild effektvoll hervorhebt, die aber aus sprachlicher Sicht über das Symbolhafte nicht hinausreicht (im Vergleich zu einem richtigen Genus).
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